Praktikum bei mir selbst

In zwei Tagen ist es soweit, dann ist meine Sponsionsfeier an der New Design University, dann bin ich offiziell Bachelor of Arts und die Uni ist offiziell wirklich vorbei. Irgendwie ein komisches Gefühl. Im Moment fehlt in meinem Leben dieser klare Bruch, dass etwas Neues beginnt, wie das nächste Semester. Die langen Sommerferien (die die letzten zwei Jahre sowieso immer mit Aufträgen gespickt waren) gleiten in die vollbeschäftigte Selbständigkeit über.

Ich bin mit Zeichenschatz ja bereits seit August 2007 Kleinunternehmer. Damals traf ich diese Entscheidung, um die paar Jobs, die ich hatte offiziell zu machen. Doch für die nächste Zeit hatte ich eigentlich vor, ab Jänner/Februar 2009 für so drei Monate ins Ausland zu gehen und dort irgendwo in einem Design-Büro, das ich bewundere, mitzuareiten oder ein Praktikum zu machen. Ich muss zugeben, dass ich hier sehr wählerisch war, aber dafür umso liebevoller meine pdf-Bewerbung gestaltet habe. Leider habe ich entweder keine Antwort auf meine Anfragen bekommen oder nur Absagen, dass für nächste Zeit niemand benötig würde.

Warte nicht auf die nächste Gelegenheit.

Vor ein paar Wochen hat mir mein unglaublich fehlender Lukas (der die nächsten drei Monate im Lodoner Font-Büro Dalton-Maag als Praktikant verbringt) das Buch »Es kommt nicht darauf an, wer du bist, sondern wer du sein willst« von Paul Arden empfohlen. Dieses kleine Büchlein ist mit lauter wundervollen Sprüchen und Weisheiten gefüllt und damit gehört es schon automatisch zu den Dingen, die ich liebe. Einer dieser Sprüche ist für mich im Augenblick sehr wichtig geworden:

Warte nicht auf die nächste Gelegenheit. Die beste Chance ist die, die du gerade hast.

Egal, ob mir ein zu erledigender Job als wenig spannend vorkommt oder mein Leben als zu unaufregend – ich will die Gelgentheit, die ich gerade habe nützen und etwas Tolles daraus machen. Im Moment ergeben sich für mich viele interessante Gelegenheiten, da sich um mich herum auf einmal wie durch Zauberhand ein spannendes Netzwerk knüpft. Zum Beispiel arbeite ich seit zwei Monaten mit dem Webdesigner Stefan Bauer von Ferrás zusammen. Er hat jemand für den Print-Bereich gesucht und ist über einige Ecken auf mich und mein Blog gestoßen. So arbeiten wir jetzt projektbezogen zusammen. Auch wenn einige Jobs, wie es eben so ist, von Kundenseite ein bisschen mühsam sein können, bin ich voller Energie aus ihnen alles, was möglich ist, herauszuholen.

Kampf gegen die Einsamkeit

Wenn ich auch gerne selbständig bin, bin ich kein Einzelspieler. Es kann gut und effizient sein allein in meinem Brüo zuhause zu sitzen und zu arbeiten. Doch vor allem in der Entwicklungsphase brauche ich den Austausch. Gerade in solchen Situationen hänge ich zeitweise oder will einfach nur meine Freude über etwas geleistetes mit jemandem vom Fach teilen. Da sind Feedback oder spontane Brain-Stormings goldeswert. Also zurück zu meinem Ursprung und Design-Mentor Michael Holzer. Zwei- bis dreimal pro Wochen darf ich mich in seinem Büro ausbreiten und wir unterstützen uns gegenseitig bei den jeweiligen Projekten des anderen. So können wir beide Inspiration aus einander schöpfen und ich genieße den Tapetenwechsel im Alltag.

Dann auf die harte Tour

Auch wenn ich jetzt nicht ins Ausland zu gehen scheine (den Traum gebe ich deshalb aber nicht auf), nutze ich jetzt die Möglichkeiten, die mir das Leben hier bietet. So mache ich also Praktikum bei mir selbst im realen Leben mit meinen Kunden und meinen Aufträgen. Die mich beschützende Agentur rundherum fällt weg, es kann mich leichter auf die Schnauze hauen, aber wozu habe ich denn Freude? Und ich freue mich richtig auf die Erfahrungen, die ich in nächster Zeit machen werde. Und auf die Fehler. Und auf die Erfolge. Also weiter in die Wirklichkeit!


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  1. Ich habe deine Zeilen nur überflogen, aber der Satz „Was ich vorher in Filmen für kitschig und banal hielt wurde…

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